Arten von Lebensversicherungen
Oft wird allgemein von Lebensversicherungen gesprochen. Dabei ist eine Abgrenzung wichtig, denn die verschiedenen Arten unterscheiden sich wesentlich:
- Risikolebensversicherung: Bei Abschließung einer Risikolebensversicherung wird ein Angehöriger gegen den eigenen Todesfall finanziell abgesichert. Der Versicherungsbetrag der Risikolebensversicherung wird an die Angehörigen des Versicherten ausgezahlt, wenn dieser verstirbt – jedoch nur dann, wenn der Todesfall innerhalb der Vertragslaufzeit stattfindet. Die sogenannte Todesfallsumme ist ein festgelegter Geldbetrag.
- Kapitallebensversicherung: Bei der Kapitallebensversicherung handelt es sich um eine Kombination aus einer Risikolebensversicherung mit Zahlung der Todesfallsumme im Todesfall sowie einem langfristigen Sparvorgang mit Zahlung nach Ende der Laufzeit zuzüglich Zinsen. Auch hier wird der Betrag an die Familie des Versicherten ausgezahlt, wenn dieser innerhalb der Laufzeit verstirbt. Geschieht dies nicht, wird der Betrag zum Ende der Laufzeit an den Versicherten selbst ausbezahlt. Daher ist die Kapitallebensversicherung oft teurer im Vergleich zur Risikolebensversicherung.
- Investment-Lebensversicherung: Diese Form der Lebensversicherung ähnelt stark der Kapitallebensversicherung – allerdings werden hier die eingezahlten Beträge in Fonds investiert.
Wann findet die Auszahlung statt?
Wann die Versicherungssumme ausgezahlt wird, hängt unter anderem von der Vertragslaufzeit ab. Diese wird von beiden Vertragsparteien gemeinsam festgelegt. In der Regel beträgt sie zwischen 25 und 30 Jahren.
Wurde eine Kapital- oder Investment-Lebensversicherung abgeschlossen, wird die Versicherungssumme am Ende dieser Laufzeit ausgezahlt. Ist der Versicherte in dieser Zeit jedoch verstorben, wird der Familie schon zu diesem Zeitpunkt die Summe ausbezahlt.
Lebensversicherung vorzeitig kündigen
Wer eine Lebensversicherung abschließt, möchte sich oder seine Angehörige in finanzieller Sicherheit wissen. Dafür zahlen Versicherte jahrelang Beiträge: Laufzeiten von 20 bis 30 Jahren sind durchaus üblich. Und doch besteht nur jede zweite Lebensversicherung bis zum geplanten Auszahlungspunkt – alle anderen werden frühzeitig gekündigt. Dabei erhalten Versicherte dann lediglich den sogenannten Rückkaufswert.
Vorzeitige Kündigung meist nicht sinnvoll
Aber auch wenn die Notlage noch so groß ist: Die Kündigung einer Lebensversicherung ist ein schlechtes Geschäft. Daran hat auch ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofs nicht viel geändert. Zwar kritisieren die Richter massiv, dass die vorzeitige Kündigung eines Vertrages insbesondere in den ersten Jahren nach Abschluss zu hohen Verlusten führt (Az. IV ZR 162/03). Doch auch die Mindestsumme, die Versicherte nach einer Kündigung zurückbekommen müssen, macht noch nicht einmal die eingezahlten Beiträge aus.
Denn der Rückkaufwert bestimmt sich aus der Summe der Beiträge zuzüglich der gesetzlichen Mindestverzinsung minus des Kostenblocks, den die Versicherung insbesondere in den ersten Vertragsjahren geltend machen kann. Auch lange Zeit später gibt es nicht alles zurück. "Erst mit zunehmender Laufzeit der Lebensversicherung steigt der Rückkaufswert erheblich an - besonders stark insbesondere in den letzten Jahren vor Ablauf des Vertrags", sagt Stephan Gelhausen vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Warum werden Lebensversicherungen meist gekündigt?
1. Zu niedrige Renditen
Sparer erhalten für ihr Geld immer weniger Aufschlag von den Versicherungsanbietern. Lagen die Renditen vor einigen Jahrzehnten noch bei rund sechs Prozent, sind diese heute bei rund drei Prozent angelangt. Bei kurzen Vertragslaufzeiten beträgt die Rendite oft nur 1,7 Prozent und deckt somit gerade einmal die aktuelle Inflationsrate ab.
2. Garantierte Auszahlung nimmt ab
Lebensversicherungen sind vor allem deshalb gefragt, weil sie für eine hohe Sicherheit stehen. Diese sank jedoch in den letzten Jahren: Das zeigt der Garantiezins, der bis zum Jahr 2000 bei rund vier Prozent lag und im Jahr 2015 bei rund 1,75 Prozent angelangt ist. Bei Neuverträgen ab 2015 wurde dieser sogar um weitere Prozentpunkte gesenkt. Haben Sie das Glück, einen älteren Vertrag mit einem höheren Garantiezins zu haben, sollten Sie sich die Kündigung zweimal überlegen.
3. Plötzlicher Bedarf an Geld
Geht das Auto kaputt oder muss das Haus renoviert werden, wird plötzlich eine hohe Summe Geld benötigt. Dann erscheint es attraktiv, die Versicherung zu kündigen und sich die angesparte Summe auszahlen zu lassen.
Handelt es sich bei dem Geldmangel um eine wahrscheinlich nur kurz- bis mittelfristige "Unpässlichkeit", sollten Sie mit Ihrer Versicherung sprechen. In der Regel kommt die Versicherungsgesellschaft ihren Kunden entgegen. Die Alternativen sind vielfältig.
4. Änderung der persönlichen Situation
Die monatlichen Beiträge werden bei Vertragsabschluss gemeinsam von Kunde und Versicherungsanbieter festgelegt. Ändert sich jedoch die persönliche Situation des Versicherten, können die Beiträge oft nicht mehr gezahlt werden. Das ist zum Beispiel bei Verlust des Arbeitsplatzes oder einer gravierenden Krankheit der Fall. Sie sollten deshalb möglichst Beiträge vereinbaren, die Ihre finanziellen Möglichkeiten nicht voll ausschöpfen - so können Sie diese auch bei finanziellen Engpässen zahlen.
5. Mangelhafte Beratung vor Versicherungsabschluss
Oft ist eine unzureichende Beratung Grund für eine Kündigung der Lebensversicherung. Das ist der Fall, wenn die Wünsche und Bedürfnisse des Versicherungsnehmers nicht beachtet werden. Ist dieser beispielsweise an einer kurzfristigen Kapitalanlage interessiert und bekommt eine Lebensversicherung mit zu langer Laufzeit verkauft, kommt es oft zur Kündigung.
Ausführliche Beratung
Nehmen Sie sich Zeit für die Beratung. Fühlen Sie sich schlecht oder zu kurz beraten, suchen Sie sich am besten einen anderen, kompetenteren Berater - unsere Beratersuche hilft Ihnen dabei.
Grundsätzlich enden Lebensversicherungen entweder mit dem Ende der Vertragslaufzeit oder aber mit dem Tod des Versicherten. Beide Vertragsparteien können die Versicherung jedoch auch vorzeitig beenden – der Versicherer darf das aber meist nur dann, wenn die Beiträge über einen längeren Zeitraum nicht gezahlt wurden. Kündigen Sie die Lebensversicherung selbst, haben Sie Anspruch auf den sogenannten Rückkaufswert.
Wie hoch ist der Rückkaufswert?
Dieser ist vertraglich festgelegt und wird errechnet, indem von den bisher gezahlten Beiträgen die kalkulatorischen Kosten abgezogen werden. Zu diesen Kosten zählen zum Beispiel:
- Provision für den Versicherungsvertreter, der den Vertrag mit Ihnen abschließt
- Gebühren für die Stornierung
- Verwaltungskosten, die etwa zwei Prozent der jährlichen Beiträge betragen
Alternativen zur Kündigung in Betracht ziehen
Der Rückkaufswert ist stets geringer als die Summe der eingezahlten Beiträge. Daher sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie den Vertrag nicht lieber beitragsfrei stellen lassen oder sich nach einer anderen Alternative umzusehen.
Muss ich Kündigungsfristen beachten?
In aller Regel hängt die Kündigungsfrist Ihrer Lebensversicherung davon ab, welches Zahlungsintervall Sie gewählt haben:
Zahlungsintervall | Kündigungsfrist |
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monatliche Zahlung | vier Wochen |
quartalsweise Zahlung | vier Wochen zum nächsten Quartal |
halbjährliche Zahlung | vier Wochen zum nächsten Halbjahr |
jährliche Zahlung | vier Wochen zum Jahresende |
Häufig beträgt die Kündigungsfrist bei Lebensversicherungen vier Wochen vor Ablauf des Kalenderjahres. Das heißt, Sie sollten vor dem 30. November eines jeden Jahres kündigen, wenn die Kündigung für das folgende Jahr bereits gelten soll. Andernfalls läuft die Lebensversicherung für das nächste Jahr weiter.
Wann ist eine Kündigung ausgeschlossen?
In einigen Ausnahmefällen ist die Kündigung ausgeschlossen oder nur unter Einschränkungen möglich. Das ist zum Beispiel bei folgenden Vertragsmodellen der Fall:
- Rürup-Vertrag: hier ist eine Kündigung gänzlich ausgeschlossen
- Direktversicherung: eine Kündigung ist im Regelfall nicht möglich
- Riester-Vertrag: eine Kündigung ist zwar möglich, dann werden aber Zulagen und Steuervorteile entfallen
Die Lebensversicherung kündigen: So geht´s
Ob Sie Ihre bestehende Lebensversicherung kündigen oder nicht, sollten Sie sich reiflich überlegen. Auf den ersten Blick ergeben sich zwar einige Vorteile. Allerdings gibt es Alternativen zur Kündigung, die meist lukrativer sind.
Die Vorteile der Kündigung
- Sie erhalten den Rückkaufswert
- Sie müssen keine monatlichen Beiträge mehr zahlen
- Sie können eine Lebensversicherung mit besseren Konditionen abschließen
- Sie können Ihr Geld anderweitig investieren
Das kann Ihnen besonders bei finanziellen Engpässen weiterhelfen, wie zum Beispiel in den folgenden Situationen:
- Bei Verlust des Arbeitsplatzes
- Bei Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit oder Unfall
- Während Ausbildung, Weiterbildung oder Studium
- Bei plötzlicher Geldnot, zum Beispiel wegen Reparaturarbeiten
Die Nachteile der Kündigung
Obwohl die Kündigung der Lebensversicherung auf den ersten Blick durchaus Vorteile mit sich bringt, überwiegen meist die Nachteile:
- Auszahlung liegt unter den eingezahlten Beiträgen
- Oft wird eine Stornogebühr fällig
- Konditionen wie hohe Renditen bei Altverträgen gehen verloren
- Es gibt lukrativere Alternativen zur Kündigung
Falls Sie sich aus persönlichen Gründen zur Kündigung Ihrer Lebensversicherung entschlossen haben, dann gehen Sie am besten wie folgt vor:
So kündigen Sie richtig
1. Entwerfen Sie ein Kündigungsschreiben.
Sie müssen den Vertrag schriftlich kündigen. Das Schreiben sollte unbedingt die folgenden Punkte enthalten:
- Versicherungsnummer
- Anschrift des Versicherers
- Kündigungstermin
- eigene Bankverbindung für Erstattung
- Persönliche Unterschrift
2. Senden Sie die schriftliche Kündigung ab (am besten per Einschreiben).
3. Warten Sie das Bestätigungsschreiben ab.
4. Überprüfen Sie anhand Ihrer Kontoauszüge, ob der Rückkaufswert erstattet wurde.
Alternative: Lebensversicherung verkaufen
Wer es nicht schafft, den Vertrag zu halten, kann die Police an sogenannte Police-Investoren weiterverkaufen. Dieser Investor hat dann das Recht auf die gesamte Auszahlungssumme am Ende der Laufzeit.
Wird frühzeitig Geld aus der Lebens- oder Rentenversicherung benötigt, kann der Vertrag am Zweitmarkt für Lebensversicherungen verkaufen werden anstatt ihn beim Versicherungsgeber zu kündigen. So können 2 bis 7 Prozent Geld gespart werden, in manchen Einzelfällen sogar bis zu 15 Prozent.
Dafür zahlt er zum einen sämtliche Beiträge. Zum anderen zahlt er Ihnen einen Kaufpreis – dieser liegt meist über dem Betrag, den der Versicherer Ihnen bei einer Kündigung zahlen würde. Verstirbt der zuvor Versicherte innerhalb der Laufzeit, erhalten die Angehörigen dennoch die Versicherungssumme.
Vorteile | Nachteile |
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Ein weiterer Vorteil ergibt sich, wenn eine vor 2005 abgeschlossene Police vor Ablauf von zwölf Jahren aufgegeben werden muss. Bei einer Kündigung müssten die aufgelaufenen Zinsen versteuert werden. Konnten die Beiträge als Sonderausgaben bei der Steuer untergebracht werden, ist bei der Aufgabe eine Nachversteuerung fällig. Beim Verkauf nicht.
Welche Policen sich eignen
Nicht von jeder Lebensversicherung kann man sich so elegant trennen. Die übernehmenden Firmen legen Wert darauf, dass die Police schon ein wenig werthaltig ist. Je nach Unternehmen muss der Rückkaufswert 5.000 bis 10.000 Euro betragen. Häufig legen die Aufkäufer auch Wert auf eine überschaubare Restlaufzeit. Zwischen zehn und 25 Jahre dürfen es sein. Fondsgebundene Policen und die Direktversicherung über die Firma sind allerdings überhaupt nicht zu verkaufen.
Weitere Alternativen zur Kündigung
Neben dem Verkauf Ihrer Lebensversicherung gibt es auch noch andere Alternativen. Welche für Sie infrage kommt, hängt von Ihren persönlichen Bedürfnissen ab:
Lebensversicherung beitragsfrei stellen
Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Lebensversicherungen beitragsfrei stellen zu lassen. Dann muss der Versicherte für einen bestimmten Zeitraum keine Beiträge zahlen. Dafür ist aber oft ein gewisser Mindestbetrag notwendig.
Ob Sie diesen mit Ihren bisherigen Einzahlungen erreicht haben, sollten Sie vorab klären. Die Beitragsfreistellung hat die folgenden Vor- und Nachteile:
Vorteile | Nachteile |
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Diese Möglichkeit ist sinnvoll, wenn Sie zeitweise finanzielle Engpässe haben, den Vertrag aber nicht komplett kündigen möchten. Besonders bei Altverträgen mit attraktiven Konditionen wie hohen Renditen ist die Beitragsfreistellung deshalb empfehlenswert.
Versicherungssumme reduzieren
Stellt Sie der monatliche Beitrag vor finanzielle Schwierigkeiten? Dann können Sie diesen Betrag absenken. Das können Sie zum Beispiel erreichen, indem Sie die Auszahlungssumme insgesamt reduzieren.
Oder aber Sie kündigen eventuelle Zusatzleistungen wie etwa die erweiterte Versicherung beim Unfalltod. Auch dies bringt Ihnen als Versicherten sowohl Vor- als auch Nachteile:
Vorteile | Nachteile |
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Auch diese Alternative bietet sich an, wenn Sie zeitweise finanzielle Einschränkungen haben, Ihren Vertrag aber dennoch behalten möchten.
Möglich ist auch eine Verlängerung der Laufzeit. Dann gibt es das Geld eben später, dafür sinken die Beiträge. Vorübergehend können die Beiträge auch aus den angesammelten Überschüssen gezahlt werden. Für eine befristete Zeit kann auch nur die Risikoprämie eingefordert werden.
Beleihung: Kredit auf Police aufnehmen
Haben Sie eine Lebensversicherung aufgenommen, können Sie diese als Sicherheit für ein Darlehen nutzen. Das ist besonders attraktiv, wenn Sie dringend Geld benötigen, Ihre Bonität aber für ein Darlehen normalerweise nicht ausreicht. Dazu zahlen Sie Ihre Beiträge wie gewohnt weiter – das geliehene Geld muss erst am Ende zurückgezahlt werden.
Vorteile | Nachteile |
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Es ist empfehlenswert, eine Lebensversicherung zu beleihen, wenn Sie Geld benötigen, ohne Ihre bestehende Lebensversicherung dadurch einzuschränken.